Das Massaker von Alexandria erschüttert die Welt. Plötzlich wird offenbar, dass Christen im islamischen Raum systematisch verfolgt, gefoltert und ermordet werden. Das US-Außenministerium spricht von “Genozid”, Hilfswerke klagen “Verfolgung im Stil ethnischer Säuberung” an.
Es sind besonders brutale Anschläge auf die christliche Minderheit in Ägypten: Bewusst am Palmsonntag wurden in Alexandria und Tanta mindestens 44 Menschen getötet – nur weil sie Christen waren. Doch das Massaker ist Teil einer systematischen Verfolgung von Christen im gesamten arabischen Raum. Menschenrechtsgruppen zählen für das vergangene Jahr 7100 ermordete Christen und 2406 attackierte Kirchen.
Christen flüchten – einem Exodus gleich – massenhaft aus dem Nahen Osten. Das Hilfswerk “Open Doors” warnt, die “Verfolgung im Stil ethnischer Säuberung greife auch auf Afrika über”, die systematischen Massaker des IS würden Schule machen. Das amerikanische Außenministerium spricht von einem “Genozid”. Auch der EU-Sondergesandte Jan Figel erklärt: “Ich denke, dass es sehr wichtig ist, diese Ereignisse auch als Genozid zu bezeichnen. Denn daraus leitet sich in internationalem Recht auch die Verpflichtung ab, zu handeln. Den Stimm- und Schutzlosen muss eine Stimme gegeben werden. Wir sollten das ‘Genozid-Jahrhundert’ beenden.”
Es häufen sich Berichte über Christenverfolgungen von Indonesien und den Philippinen ganz im Osten bis Nigeria ganz im Westen. In der Elfenbeinküste traf es vor einem Jahr bei einem Angriff auf Christen in westlichen Hotels auch die Leiterin des Goethe-Instituts. Das Nachrichtenportal Al-Akhbar erklärte: “Dank Allah, dem Allmächtigen, konnten Ritter der Al-Kaidar im islamischen Maghreb in den Urlaubsort einbrechen”.
Von den Schlächtereien Boko Harams in Nigeria und Mali über das antichristliche Gewaltregime in Eritrea bis zu den Shabaab-Milizen, die in Somalia und Kenia Jagd auf Christen machen, reichen die Überfallserien. Häufig werden Busse überfallen, die Insassen nach Glauben selektiert und dann die Christen ermordet. Diese Selektionsmorde sind in mehreren Staaten Afrikas inzwischen entsetzliche Normalität geworden. Dschihadisten-Milizen in Libyen verfolgen dabei einen besonders grausamen Glaubenskrieg. Immer wieder melden Nachrichtenagenturen, dass christliche Eritrea-Flüchtlinge und koptische Christen dort muslimische Religionsprüfungen absolvieren müssten und bei Nichtbestehen demonstrativ enthauptet oder im Meer ertränkt werden.
Asia Bibi trank aus dem falschen Gefäß
Ein Gericht in Palermo hat nun sechs junge Männer zu je 18 Jahren Haft verurteilt, weil sie neun christliche Flüchtlinge “aus religiösen Motiven” ins Meer geworfen und getötet hatten. Gestützt hatte sich die Anklage auf acht Zeugen, die ebenfalls auf dem Boot waren, das im April 2015 von Libyen aus nach Italien startete. Die Christen seien gezwungen worden, zu Allah zu beten. “Wer sich weigerte, wurde ins Wasser geworfen.”
Auch die Zentralafrikanische Republik ist seit einigen Monaten Schlachtfeld der islamischen Offensive. Dort sickern islamistische Kämpfer aus dem Tschad und Sudan ein und terrorisieren die christliche Bevölkerung. Missionsstationen und Kirchen werden von den Milizen geplündert, zerstört oder gebrandschatzt. Es herrscht in ganzen Landstrichen Pogromstimmung. Das Gebiet rund um die Kathedrale von Bangui ist ein “killing field” geworden.
Der EU-Sondergesandte Jan Figel macht – ebenso wie Papst Franziskus und über 572.000 Unterzeichner mittels einer Petition – auch auf das Einzelschicksal der fünffachen Mutter Asia Bibi in Pakistan aufmerksam. Die Christin sitzt wegen angeblicher Verletzung der Blasphemie-Gesetze im Gefängnis und wurde zum Tode verurteilt. Asia Bibi hatte während der Feldarbeit in ihrem Dorf für ihre muslimischen Kolleginnen Wasser aus einem Brunnen geholt. Zwei von ihnen beschwerten sich anschließend darüber, dass sie als Christin auch aus dem Gefäß getrunken und damit das Wasser verunreinigt habe. Das Gerichtsurteil lautet auf Tod durch den Strang.